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BaFin-Studie:

Da geht noch was!

Die Finanzaufsicht BaFin hat untersucht, wie Kapitalverwaltungsgesellschaften Daten und Ratings zur Nachhaltigkeit bewerten. Das Ergebnis: ESG-Ratings sind teuer, die Datenqualität ist verbesserungswürdig. Und die Anstalt teilt auch mit, was für sie hier das Wichtigste ist.

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Für ihre Studie hat die BaFin 30 deutsche KVGen und sechs ESG-Ratinganbieter befragt. Eines ihrer Kernergebnisse.

Viele der befragten KVGen (83%) verwenden ESG-Daten und Ratings von externen Anbietern. Von ihnen nutzen mehr als zwei Drittel mehrere Anbieter. Bei deren Auswahl achten sie vor allem darauf, dass die Daten der Anbieter hochwertig und vollständig sind und die angewandte Methodik transparent ist. Ebenso relevant sind Kosten, Service und die Reputation der Dienstleister.

84% der KVGen ziehen MSCI als Datenanbieter heran, gefolgt von ISS (44%), Bloomberg (28%) und Sustainalytics sowie Solactive (jeweils 20%). Über 70% der KVGen, die externe Datenanbieter heranziehen, nutzen mehr als einen Anbieter. Lediglich 17% der KVGen verwenden nur intern erhobene Daten.

So weit, so gut …

Hohe Kosten, mangelnde Qualität, schlechte Vergleichbarkeit

… jedoch: 87% der befragten KVGen betrachten die Kosten der ihnen gelieferten ESG-Ratings als unangemessen hoch. Die Mehrheit moniert, dass die den Ratings zu Grunde liegenden Daten teilweise unvollständig, von schlechter Qualität sowie zu wenig aktuell seien. Nur 18% der KVGen betrachten die Kosten für den Bezug von ESG-Daten und Ratings als angemessen.

Als Ursachen für die unverhältnismäßig hohen Kosten für ESG-Daten und Ratings benennen die KVGen u.a. die Konzentration auf wenige Datenanbieter mit der Folge beherrschender Marktstellungen.

Sind wir etwas träge?

Bei den ESG-Ratings kritisieren sie die schlechte Vergleichbarkeit. Problematisch seien v.a. unterschiedliche Bewertungskriterien und Gewichtungen.

Bemerkenswert: 64% sind zudem unzufrieden damit, wie ihre Rating-Anbieter auf Rückfragen reagieren. Sie wünschen sich vor allem schnellere Antworten, so die BaFin.

Was ist wünschenswert: Vielfalt oder Standard?

In der Finanzbranche werden Nachhaltigkeitsaspekte wichtiger, gesetzliche Änderungen und damit einhergehende Berichts- und Transparenzpflichten nehmen stetig zu, weiß die BaFin als einer der Treiber der Entwicklung am allerbesten. Um die Produkte nach ESG-Kriterien zu klassifizieren und gesetzliche Berichts- und Transparenzpflichten einzuhalten, ist eine zuverlässige Datengrundlage unverzichtbar, betont sie daher und nennt dies explizit als Grundlage für ihre Studie. Die Anstalt führ genauer aus:

Die wichtigsten Quellen von ESG-Daten stellen die nachhaltigkeitsbezogenen Veröffentlichungen von Unternehmen selbst sowie Informationen von externen Anbietern dar, die Unternehmensdaten sammeln, darauf basierend Unternehmensbewertungen durchführen und entsprechende Ratings vergeben.

Problematisch ist dabei, dass bis dato kein einheitlicher Standard bezüglich der Erhebung und des Umgangs mit ESG-Daten und Ratings existiert, wodurch sich KVGen mit einer mangelnden Vergleichbarkeit von ESG-Daten und Ratings konfrontiert sehen.“

Rettung durch Regulierung?

Abhilfe verspricht sich die BaFin von dem geplanten zentralen Europäischen Zugangsportal (ESAP) der EU, das als Datenplattform finanz- und nachhaltigkeitsbezogene Informationen zu Unternehmen und Anlageprodukten veröffentlichen und so mittel- bis langfristig zu einer besseren ESG-Datenabdeckung im Markt führen soll.

Unternehmen der Realwirtschaft sollen dabei ihre ESG-Daten in einem standardisierten Format dem ESAP melden. Diese öffentliche Plattform soll Nutzern von ESG-Daten wie bspw. KVGen, Investoren oder Rating-Anbietern ermöglichen, nachhaltigkeitsbezogene Unternehmensdaten frühzeitig und in einem entsprechenden einheitlichen Format zu erhalten.

Außerdem hofft die Anstalt darauf, dass der Verordnungsentwurf der Europäischen Kommission zur Regulierung von ESG-Rating-Aktivitäten, der verschiedene Transparenz- und Governance-Anforderungen an die Ratinganbieter stellt, zumindest einen Teil der Probleme bezüglich ESG-Ratings regulatorisch lösen wird. Kernpunkte dieses Entwurfs: Verbesserung der Qualität und Integrität von ESG-Ratings, Transparenz der zugrundeliegenden Methodik, Sicherstellung der Unabhängigkeit sowie Vermeidung potenzieller Interessenkonflikte.

Allerdings, so die BaFin, sieht der Entwurf keine inhaltlichen Vorgaben für die Methodik der ESG-Ratings vor, so dass die KVGen jedenfalls nach dem derzeitigen Entwurf der Kommission weiter mit geringer Vergleichbarkeit der ESG-Ratings verschiedener Anbieter konfrontiert wären.

Was der Spass i.A. kostet, zeigt die folgende Abbildung aus der Studie:

Quelle: BaFin. Grafik zur Volldarstellung anklicken.

Aufgepasst!

In einem Interview mit dem hauseigenen BaFinJournal mahnt Thorsten Pötzsch, Exekutivdirektor Wertpapieraufsicht / Asset-Management der BaFin, angesichts der Studie alle, die ESG-Ratings nutzen:

Am wichtigsten ist: nichts unreflektiert übernehmen.“

Thorsten Pötzsch, BaFin. Foto: BaFin, Matthias Sandmann.

Die in Rede stehende BaFin-Marktstudie mit 28 Seiten findet sich hier.

 

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