Unregelmäßig freitags bringt PENSIONS●INDUSTRIES eine kommentierte Presseschau zur bAV. Heute: 3.500 Tonnen, Gold und seine ganz eigene Inflation. Außerdem: Von Rente, Rekordschulden und Billionen – die SPD in ihrem ureigensten Aggregatzustand – und wer dabei nur Zuschauer ist. Aber wenigstens einer sorgt für Ordnung.
Bild (26. Juni): „Rentengarantie! Höhere Mütterrente! Stabile Beiträge! Ministerin Bas plant milliardenschweres Rentenpaket.“
Erinnern Sie sich noch an die ersten Gehversuche unserer geschätzten neuen Arbeitsministerin auf dem rutschigen Rentenparkett?
Dort hat sie gleich als erstes direkt mal das Thema Beamten und ihre Pensionen angefasst, legte dann bei dem Thema noch mal nach, sellte schließlich sogar den Aufwuchs der Beamtenschaft grundsätzlich infrage, war ob der kompletten Aussichtslosigkeit des Unterfangens von der Redaktion belächelt worden („Was erlauben Bärbel?“) – und jetzt hört man gar nichts mehr von ihr dazu. Stattdessen scheint sie auf den alten SPD-Pfad der Tugend zurückgefunden zu haben. Mehr, mehr, mehr, als ob es kein Morgen gibt.
Bild (30. Juni): „Jetzt brechen die Spar-Dämme – 1. Bundesland greift sich Milliarden auf Pump!“
Die Welt (23. Juni): „Sozialausgaben sollen in nur fünf Jahren um 43 Milliarden Euro steigen.“
SPD-Pfad der Tugend zum zweiten: Zu den beiden Artikeln muss man eigentlich nicht viel sagen. Es spricht alles für sich.
Lars Klingbeil als SPD-Finanzminister gerät schon nach wenigen Wochen im Amt in seinem ureigensten Aggregatzustand: Steuer- und Schuldengeld raus raus raus!
Die Zeiten des Nullzinses sind – zumindest vorübergehend – vorbei, doch das uralte kassandrische Axiom gilt weiter: Dieser Staat hat auf die essentiellen Fragen dieses Landes keine einzige strategische Antwort – ausser der des billigen Geldes. Der Unterschied ist, dass der Staat das Geld selber nicht mehr zu Nulltarif bekommt, sondern nun dafür zahlen muss.
Wie schrieb Kassandra schon Ende April zum Personaltableau des Kabinetts und zum Verzicht der SPD auf das Außenamt: „Die SPD will vermutlich keinesfalls darauf verzichten, die großen neuen Geldtöpfe, die Merz freundlicherweise möglich gemacht hat, persönlich zu verwalten und zu verteilen.“ So ist es gekommen, und eben diese Töpfe pumpt man nun immer weiter auf! Und handhabt das in den Ländern und genauso, SPD-Niedersachsen macht den Anfang – und bekräftigt gleich mal, dass die neuen Superschulden zur jährlichen Dauereinrichtung werden sollen („voll ausreizen“).
Übrigens gibt es in dem Welt-Artikel eine neue Angabe zu Kassandras Lieblingszahl, nämlich zur Summe der Steuerzuschüsse zur gesetzlichen Rentenversicherung:
Am Vorabend des demographischen Zusammenbruchs dieses Landes, aber noch durchaus in den enorm Steuer- und Abgaben-starken Jahren, bevor die Boomer in Rente gehen, muss dieser Staat in diesem Jahr nun fast 123 Mrd. Euro zuschießen, nur damit das System in den Zeiten seiner letzten Rest-Stabilität nicht auf der Stelle zusammenbricht.
Nicht zu vergessen on top: Grundsicherung 52 Mrd., Bürgergeld 30 Mrd. Euro.
Es sei daran erinnert, dass dieses Land – schon vor 12 Jahren, mitten in der Finanzkrise, von Kassandra als Super-PIG geadelt – faktisch locker auf 15-20 Bio. Euro Schulden zusteuert. Insofern ist Deutschland keinesfalls stabiler aufgestellt als die viel diskutierten USA, im Gegenteil. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Märkte hier reagieren.
Läuft, Deutschland.
Die Welt (3. Juli): „Merz offenbart milliardenteure Wissenslücken – ‚Das sind Zahlen, die ich nicht kenne’.“
Das Vorgenannte scheint einen nicht besonders zu kümmern, und das ist der Bundeskanzler höchstselbst. Faktisch bleibt ihm bei diesem Treiben der wahlschwachen, aber umso durchsetzungsstärkeren SPD ohnehin nur die Rolle des Zuschauers. Warum soll er sich da mit den Größenordnungen, um die es in der Rente geht, überhaupt beschäftigen? Das machen die SPD-Granden doch ohnehin unter sich aus.
Union Investment (3. Juli): „Rohstoffe: von gelbem, schwarzem und digitalem Gold.“
Die Union hat sich Lage und Perspektive einiger Rohstoffe angesehen. Zunächst: Die Logik, dass man einen schwächeren Ölpreis am Horizont sieht, ist nachvollziehbar; aber richtig ist: Nichts genaues weiß man nicht. Dazu ist die Geolage zu volatil. Auch was Autor Thomas Benedix zu Bitcoin („Zeiten der spektakulären Kurssteigerungen dürften vorbei sein“) und Platin („zahlreiche Eigenschaften von Gold“) schreibt, kann man unterstreichen.
Jedoch: Besonders hervorzuheben ist ein Hinweis von ihm zum Gold, der bei der öffentlichen, meist hype-getrieben Diskussion um das gelbe Edelmetall meist unter den Tisch fällt, Zitat:
„Jedes Jahr kommen rund 3.500 Tonnen Gold neu auf den Markt, die erst abgenommen werden wollen.“
Das ist ein wichtiger Hinweis. Viel zu oft wird fälschlich davon ausgegangen, Gold unterliege keinerlei inflationären Effekten. Das Gegenteil ist richtig, denn Gold wird auch in ordentlichem Umfang produziert, und das Jahr für Jahr in o.a. Größenordnung. Und je höher der Goldpreis ist, desto mehr schwierige Vorkommen werden erschlossen. Richtig ist, dass Gold auf dem Planeten limitiert ist. Das heißt aber noch lange nicht, dass es auch oberirdisch heute schon limitiert ist. Denn das ist es noch lange nicht.
OFF TOPIC – TO WHOM IT MAY CONCERN
Die Zeit (2. Juli): „Stadtverwaltung von Köln schafft Bezeichnung ‚Spielplatz‘ ab.“
Zum Schluss: Im Sinne von Diversität und Inklusion sollen Spielplätze in Köln jetzt Spiel-und Aktions-Flächen heißen, um niemanden auszugrenzen.
Kassandra begrüßt den Vorstoß ausdrücklich, mahnt aber an: Sollten deutsche Freibäder dann nicht auch Frei- und Aktions-Bäder heißen?

Das zur heutigen Headline anregende Kulturstück findet sich hier.