Während der leichte Anstieg des Rechnungszinses Entlastung für die DBO brachte, führten schwierige Märkte zu kleineren Pensionsvermögen. In der Summe nimmt die Funding Ratio leicht ab – im DAX wie im MDAX.
Jüngst erst hatten die Kollegen von Mercer ihre turnusgemäße DAX-30-Analyse vorgelegt, nun folgte just Willis Towers Watson.
Wenig überraschend ähneln sich die Ergebnisse. Laut der Modellberechnung „German Pension Finance Watch“ von WTW – die auch den MDAX erfasst – ergibt sich für 2018 eine Verringerung der DBO um jeweils 1,3 Prozent im DAX sowie um 1,0 Prozent im MDAX.
Für die DAX-Pensionsverpflichtungen bedeutet dies eine absolute Differenz in Höhe von –5,1 Mrd. Euro, für den MDAX von –0,8 Mrd. Euro. Einer der Haupttreiber dieser Entwicklung ist der Verlauf des Rechnungszinses. Dieser legte im Jahresverlauf um 10 Basispunkte zu (ingesamt folgt die DBO außerdem, aber mit weniger Effekt den Komponenten Dienstzeit- und Zinsaufwand sowie den erfolgten Pensionszahlungen).
Verluste im Planvermögen stammten 2018 in erster Linie aus der weltweiten und europäischen Entwicklung von Aktien und Immobilien. Das Vermögen verringerte sich damit im DAX-Plan um –3,9 Prozent bzw. im MDAX-Plan um –4,3 Prozent. Als Konsequenz fiel die Funding Ratio des DAX-Plans zum Ende Q IV 2018 auf 65,8 Prozent ab, der des MDAX-Plans auf 54,9 Prozent.
„Die Unternehmen verfolgen diese Entwicklung durchaus aufmerksam“, berichtet Heinke Conrads, die bei Willis Towers Watson das Beratungsgebiet „bAV“ in Deutschland und Österreich verantwortet. Die Aktuarin führt weiter aus: „Insgesamt zeigt sich der Ausfinanzierungsgrad über die vergangenen Jahre jedoch relativ stabil – was nicht zuletzt auch der sorgsamen Steuerung der Pensionswerke und des Planvermögens durch die Unternehmen zu verdanken ist.“
Viele Pensionswerke solide aufgestellt
Conrads weist auf eine weitere Entwicklung hin: „Viele Unternehmen haben ihre Pensionswerke in den vergangenen Jahren risikooptimiert aufgestellt. Das ist eine gute Investition in die Zukunftsfestigkeit der bAV.“ So orientieren sich bei rund vier Fünftel der offenen Pensionszusagen in Deutschland die Pensionszahlungen an den eingezahlten Vorsorgebeiträgen, wie der „Deutsche bAV-Index“ von Willis Towers Watson zeigt. Sie werden zudem häufig mit einem kapitalmarktnahen Zins verzinst. „Unternehmen garantieren ihren Mitarbeitern somit den Zins, der sich am Kapitalmarkt gut erwirtschaften lässt – und keinen Festzins, der sie verpflichten würde, in Niedrigzinszeiten zuzuschießen. Das trägt zu einer deutlichen Minimierung der Risiken in der bAV bei“, betont Conrads.
Verwerfungen an Kapitalmärkten drücken auf Pensionsvermögen
„Die zu großen Teilen in Aktien und Anleihen investierten Pensionsvermögen schwanken in der Regel mit den Bewegungen am Kapitalmarkt“, erläutert Aktuarin Hanne Borst, bei WTW Leitern der versicherungsmathematischen Beratung im bAV-Bereich. Die anhaltende Unsicherheit in Bezug auf den Handelskonflikt zwischen den USA und China, Unklarheit über den weiteren Verlauf der Brexit-Verhandlungen, der Haushaltsstreit der EU mit Italien sowie der vierte Zinsschritt der US-amerikanischen Notenbank FED haben laut Borst die Aktienmärkte im Q IV 2018 belastet. Lediglich die Anleihen- Renditen profitierten, ihre Entwicklung verlief im Gegensatz zu den anderen Anlageklassen positiv. Insgesamt drückte diese Entwicklung die Pensionsvermögen.
Außerdem veröffentlichte WTW gestern die aktuellen Zahlen ihres Global Pension Finance Watch Q IV. Dort veröffentlicht der Consultant seine Beobachtungen in den großen Pensionsmärkten unter den Industrienationen, namentlich in den USA, UK, Brasilien, Kanada Japan, der Schweiz und Euroland. Der Report findet sich hier.
Die Modellberechnung „German Pension Finance Watch“ (GPFW) stellt die Auswirkungen der Kapitalmarktentwicklungen auf deutsche Benchmark- Pensionspläne dar. Verglichen wird ein Musterplan, der Ende 2003 vollständig ausfinanziert war (100-Prozent-Plan) und laufend in Höhe der neu erdienten Ansprüche dotiert wird, mit einem für ein DAX- beziehungsweise MDAX-Unternehmen typischen Pensionsplan. Analysiert werden die aktuellen Entwicklungen auf der Verpflichtungsseite sowie die Erträge der reservierten Anlagen. Die Datenbasis wird jährlich nach Erscheinen aller DAX-Geschäftsberichte aktualisiert. Die Untersuchung ergänzt die WTW-Studien zu US- und weltweiten Benchmark-Pensionsplänen sowie zu den Schweizer Pensionsplänen, die quartalsweise erscheinen.
Ex-post-Unterschiede zu den im Vorjahr publizierten Zahlen sind auf den Charakter der Modellrechnung und auf unterjährige Änderungen im Index zurückzuführen.