Nun also soll die bAV, die selber in keiner einfachen Situation ist, die Krise in der Altersversorgung beheben. Und das in Zeiten schwieriger Märkte. Was tun? Mit dem Vorstandschef der Wacker Pensionskasse sprach für die dpn Pascal Bazzazi.
Soll die bAV in Deutschland eine größere Rolle in der Alterssicherung spielen, kann dies trotz der aktuellen Reformvorschläge auch im bestehenden System geschehen. Doch zunächst müsse ein Umdenken stattfinden, dann die Rahmenbedingungen verbessert werden. Diese Auffassung vertritt Friedrich Leonhardt. Im Interview mit der aktuellen Ausgabe der dpn deutsche Pensions- und Investmentnachrichten sagte der Vorstandschef der Wacker Pensionskasse:
„Der Schlüssel zur weiteren Verbreitung und Intensivierung der bAV liegt bei den Arbeitgebern respektive den Tarifvertragsparteien. Um hier voranzukommen, müssen Rentenpolitiker und Ministerien endlich die Karten auf den Tisch legen und den Paradigmenwechsel erklären.“
Bis zur Rentenreform 2001 hätte die gesetzliche Rente den Anspruch gehabt, den Lebensstandard zumindest für langjährig versicherte Vollzeitbeschäftigte abzusichern, so Leonhardt in der dpn, und die bAV hätte als willkommene Ergänzung gedient. Heute dagegen komme dieser eine neue, existenzielle Rolle zu, und dies müsse gegenüber den Arbeitgebern offen angesprochen werden:
„Diesen dürfte so klar werden, mit wieviel mehr Berechtigung sie bessere Rahmenbedingungen fordern können – sei es im Bereich der Steuern, der bilanziellen Rückstellungsbildung, der Zulagenförderung, der Regulierung oder der bürokratischen Belastungen.“
Kein Aspirin für alle
Es gehe um den Spagat zwischen einer flächendeckenden Verbreitung und der Aufrechterhaltung der Freiwilligkeit einschließlich der unternehmensindividuellen Ausgestaltung, so Leonhardt:
„Die bestehenden Durchführungswege bieten ein Höchstmaß an Flexibilität. Im Hinblick auf die Heterogenität unserer Wirtschaft in ihrer sektoralen, regionalen, gesellschaftsrechtlichen und größen- sowie personalstrukturmäßigen Ausprägung ergäbe eine bAV nach dem Motto 'Aspirin für alle' keinen Sinn. Reformvorschläge zur bestehenden bAV liegen ja bereits vor.“
Als Beispiele nannte er hier Maßnahmen zur Einbeziehung von Klein- und Mittelbetrieben, Förderung von Niedrigverdienern, Abbau von bürokratischen Hemmnissen, Erweiterung des Dotierungsrahmens des Paragrafen 3 Nummer 63 EStG und die Einführung eines eigenständigen Aufsichtsrechts für Einrichtungen der bAV.
Die Asset-Klasse Private Dept
Angesprochen auf die schwierigen Kapitalmärkte bekräftige Leonhardt das Credo der Wacker Pensionskasse, unternehmerische Tätigkeit als Quelle der Wertschöpfung zu sehen. Die Kasse stellt Unternehmen Eigen- und Fremdkapital auf öffentlichen und privaten Märkten zur Verfügung. In jüngster Zeit hat sie das Wachstum der kapitalmarktbasierten Finanzierung in Europa durch Private Debt aktiv begleitet, Leonhardt:
„Mit einer erhöhten Bereitstellung von Kapital auf privaten Märkten versuchen wir, trotz des schwierigen Umfelds auskömmliche Renditen zu erzielen.“
Einerseits seien die Ergebnisse bislang positiv, andererseits sei klar, dass die Kasse hier weiter ins Risiko gehe.
Die Wacker Pensionskasse hält heute keine Staatsanleihen mehr. Die SAA besteht grob aus 10 Prozent Aktien, 60 Prozent breit diversifizierten Renten, circa 13 Prozent Private Market Investments und 17 Prozent Immobilien.
Das gesamte dpn Interview findet sich als pdf-Download oben hinter dem Foto oder als reiner Text hier.