Das Forum für das institutionelle deutsche Pensionswesen

Nachruf – in Gedenken an Dr. Birgit Uebelhack:

Eine Dame …

und zwar die Grande Dame der Kompetenz in ihrem, in unser aller Berufsfeld, der deutschen betrieblichen Altersversorgung. Bescheiden als Person, in der Sache stets präsent, immer bereit zur Diskussion. Jede Stellungnahme gehaltvoll, jeder Austausch lohnenswert und oft humorvoll. Henriette Meissner würdigt die jüngst verstorbene, stellvertretende Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung.

 

 

Dr. Birgit Uebelhack, aba.

Dr. Birgit Uebelhack (*1952, + 2021), die ehemalige Justitiarin und stv. Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung (aba), war fast vier Jahrzehnte lang ein Fixpunkt in der Welt der betrieblichen Altersversorgung und hat in dieser Zeit den fachlichen Austausch bis auf höchste Ebenen entscheidend mitgeprägt.

 

Hohe Fachkompetenz und ein fast enzyklopädisches Wissen waren der „Markenkern“ der ansonsten äußerst bescheidenen Juristin, die in ihrer Dissertation („Betriebliche Altersversorgung und Aufgabe der Geschäftstätigkeit“) mit einem für Juristen eher ungewöhnlichen „summa cum laude“ glänzte.

 

Mit ihrem fachlichen Fokus stand sie jahrzehntelang kontinuierlich dafür, dass die aba als Fachverband höchste Anerkennung genoss. Dabei kam ihr zugute, dass sie, die 1979 als wissenschaftliche Mitarbeiterin zur aba kam, den damaligen Geschäftsführer der aba, Dr. Gerhard Höhne, und den Vorsitzenden, Prof. Georg Heubeck, bei den ersten Kommentierungen des noch jungen Betriebsrentengesetzes unterstützen und so in alle Fragestellungen der betrieblichen Altersversorgung, die in den Folgejahren und -jahrzehnten hinzukamen, „hineinwachsen“ konnte. Sie hat die neuere Geschichte der bAV mit allen Entwicklungen und Wendungen miterlebt und konnte aus diesem reichen Wissen schöpfen.

 

 

Kein Gesetz, keine Änderung, die sie in diesen Jahren nicht kenntnisreich begleitete.“

 

 

Birgit Uebelhack war gefragte und geschätzte Ansprechpartnerin für alle Stakeholder der bAV. Kein Gesetz, keine Änderung, die sie in diesen Jahren nicht kenntnisreich begleitete. Ihre Stellungnahmen waren fachlich auf den Punkt gebracht und zum Lesen ein Hochgenuss: Scharfsinnige Analysen, große Detailkenntnis kamen zusammen mit einem hohen Verständnis für und einem Überblick über die gerade anstehende Materie.

 

Auf die Diskretion von Birgit Uebelhack konnte man zählen. Und fast schon legendär sind Gespräche, die mit den Worten begannen „Sie wissen ja sicherlich ….“ und dann wurde die Fragestellung mit leichter Hand in den historischen Kontext eingebettet und wie nebenbei von allen Seiten beleuchtet. Danach wusste man tatsächlich, worum es wirklich ging, und ging bereichert, ohne belehrt zu sein, aus dem Gespräch. Ich bin sicher viele vermissen wie ich diesen überaus kenntnisreichen Austausch, der seinesgleichen sucht.

 

Die bAV hat ihr in der Praxis vieles zu verdanken

 

Ich habe Frau Dr. Uebelhack u.a. als Leiterin des Fachausschuss Arbeitsrecht, des Arbeitskreises Unterstützungskassen, dem Vorläufer der Fachvereinigung Unterstützungskassen, des Arbeitskreises Versorgungsausgleich über viele Jahre hinweg kennen und schätzen gelernt. Sie hatte ein besonderes Verständnis für das Ehrenamt und förderte das entsprechend. Die Gremiensitzungen mit ihr waren immer ein Gewinn – fachlich wie menschlich. Sie nahm aktuelle Fragen und Probleme der Praxis auf, und zum richtigen Zeitpunkt brachte sie diese in den politischen Prozess ein. Die betriebliche Altersversorgung hat ihr in der Praxis vieles zu verdanken. Immer ging es ihr um die Sache und das war die Förderung der Betriebsrenten.

 

 

Ein besonderes Anliegen waren ihr die Einbindung von Ministerien, der Richterschaft, der Wissenschaft und Praxis.“

 

 

Sternstunden waren z.B., wie sie als ausgewiesene Expertin des „alten“ Versorgungsausgleichs auch die Reform 2009 überaus kenntnisreich begleitet und die Gründung der Versorgungsausgleichskasse angeregt hat, oder wie sie darauf hinwirkte, dass die reine Beitragszusage im Betriebsrentenstärkungsgesetz arbeitsrechtlich konsistent und in einem eigenen Abschnitt umgesetzt wurde.

 

Ein besonderes Anliegen waren ihr die Einbindung von Ministerien, der Richterschaft, der Wissenschaft und Praxis. Die Vernetzung dieser Bereiche zeichnen die von ihr organisierten Tagungen der aba aus, wie z.B. das Forum Arbeitsrecht oder den Versorgungsausgleichstag, und erlauben einen regen Austausch über die eigenen Fachgrenzen hinweg.

 

Rheinterrassen unvergessen

 

Ihr Handbuch „Die betriebliche Altersversorgung im Versorgungsausgleich“, das sie 1993 mit Rainer Glockner verfasste, war ein Standardwerk. Sie schrieb eine grundlegende Einführung in die betriebliche Altersversorgung, und fast schon Generationen hatten und haben die von ihr lange Jahre (mit-) herausgegebene Textsammlung zur bAV als wichtiges Referenzwerk auf ihrem Schreibtisch. Als langjährige Schriftleiterin war sie für die führende Fachzeitschrift für betriebliche Altersversorgung BetrAV verantwortlich.

 

Um ihr bemerkenswertes Wirken zu ehren, wurde 2019 anlässlich ihres Ruhestandes eine umfangreiche Festschrift mit zahlreichen Beiträgen aus Praxis, Wissenschaft, Richterschaft, Ministerien zusammengestellt – ein Spiegel der Vielfalt ihres Wirkens und eine freudige Danksagung all derer, die mit ihr oft jahrelang zusammenarbeiten durften. Die heitere Zusammenkunft auf den Rheinterrassen in Mannheim anlässlich der Überreichung der Festschrift sowie die fulminante und humorvolle Rede der Jubilarin sind unvergessen. Frau Dr. Uebelhack hat diese Festschrift als sichtbares Zeichen der Anerkennung, Wertschätzung und Verbundenheit hochgeschätzt.

 

Nun ruht sie nach einem erfüllten Leben.

 

Sie hat viele berührt, bereichert und lebt in dieser Erinnerung fort.

 

 

Die Autorin ist Mitherausgebern der Festschrift für Frau Dr. Birgit Uebelhack und arbeitete mit Frau Dr. Uebelhack zuletzt als Mitglied im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung (aba) und als deren Leiterin der Fachvereinigung Unterstützungskassen zusammen.

 

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

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