Jeden Freitag bringt Leiter-bAV.de eine kommentierte Presseschau zur bAV. Heute: Geschäftsmodell in Endzeitstimmung.
SZ (7. Oktober): „Reformpläne unter Beschuss.“
Die SZ beleuchtet den – seit einiger Zeit unveränderten – Status in der Diskussion um das Sozialpartnermodell von Andrea Nahles und erläutert die interessengeleitete Skepsis, die dem Plan von verschiedenen Seiten entgegengebracht wird, auch die der Versicherer. Doch ausgerechnet die sind bekanntlich mittlerweile im strategischen Vorteil, stellt sich doch bei ihnen infolge der Existenz von Protektor die ansonsten möglicherweise unlösbare Frage der Insolvenzsicherung zumindest in der Theorie nicht.
HB (7. Oktober): „Regierung will Garantiezins abschaffen.“
Der Artikel beschreibt eine bekannte Konsequenz von Solvency II, bringt jedoch vor allem die Folgen des Zusammenwirkens von Solvency II und Niedrigzins auf den Punkt und bedient sich einiger Aussagen unter anderem Felix Hufelds, um den Ernst der Lage zu dokumentieren (siehe auch den nächsten Beitrag).
Übrigens sieht die Deutsche Aktuar Vereinigung die Maßnahme der Bundesregierung kritisch und schlägt für klassische Lebensversicherungen, bei denen eine Absicherung langfristiger Zinsrisiken über den Kapitalmarkt nicht möglich ist, ein zweistufiges Vorgehen vor:
„In den ersten 15 Jahren soll der Höchstrechnungszins ein fester Zinssatz sein, der sich am Kapitalmarkt orientiert; in der Zeit danach ein vorsichtigerer Wert, der der langfristigen volkswirtschaftlichen Erwartung mit einem Sicherheitsabschlag folgt und ebenfalls bereits anfänglich festgelegt wird.“
Auf diese Art könnten auch weiterhin fest garantierte Zinsen in marktangemessener Höhe die Basis für eine erfolgreiche Altersversorgung und eine ergänzende Überschussbeteiligung sein, so die Mathematiker.
Welt.de (5. Oktober): „Allianz rät ihren Kunden von Lebensversicherung ab.“
Nun, Kassandra würde den Kunden wohl auch von der Lebensversicherung abraten. „Mehrere Versicherer stehen vor dem Kippen“, heißt es in dem Beitrag gar, der sich vor allem mit der Modellpolitik der Assekuranz als Ausweg aus der Misere beschäftigt.
Wie dem auch sei, da weiter oben in dieser Presseschau von der strategischen Situation der Assekuranz mit Protektor im Sozialpartnermodell gesprochen worden ist, sei hier erneut betont: Allen Beteiligten auf dem Parkett, nicht zuletzt in den Ministerien, muss die Brisanz eines Sozialpartnermodells bewusst sein, das Millionen von (Gering-)Verdienern, die ohnehin jeden Monat kaum Geld für die Altersvorsorge zurücklegen können, mit mehr oder weniger sanftem Druck für Jahrzehnte in ein Geschäftsmodell drängen könnte, das sich möglicherweise schon heute in der Endphase seiner Existenz befindet.