Jeden Freitag bringt Leiter-bAV.de eine kommentierte Presseschau zur bAV. Heute: Der Mangel an Good Governance und seine Folgen…
Handelsblatt (25. Juni): „Auf die gesetzliche Rente gepfiffen.“
Das Handelsblatt greift eine Umfrage der KAS Bank auf, wonach die Deutschen um die Notwendigkeit ergänzender Altersvorsorge wissen, allerdings der privaten gegenüber der betrieblichen Vorsorge mehr Stellenwert einräumen. Letzteres ist einerseits betrüblich. Andererseits gilt, wie auch im Artikel angemerkt, dass die bAV auch im Bewusstsein der Menschen noch Potential hat, das es zu heben gilt – erst recht, wenn man, wie die Longial es hier erläutert, die Vielfalt der deutschen bAV nicht als Hemmnis sieht, sondern als Vorteil nutzt.
Mehr Informationen zur Studie der KAS Bank finden sich hier.
Focus Money (24. Juni): „Politik greift ungehemmt zu – Wird unsere Altersvorsorge nur noch ein Gnadenbrot sein?“
Weniger attraktiv wirken Sinn und Zweck der ergänzenden Vorsorge – sei sie privat oder betrieblich -, führt man sich diesen Beitrag zu Gemüte.
Konkret erhoben wird der Vorwurf des Mangels an Good Governance in der Steuerpolitik. Beispiel: Die seinerzeit von dem damaligen Finanzminister Peer Steinbrück – übrigens infolge nicht zu Ende gedachter Logik – eingeführte 20-prozentige Steuer auf Kapitalerträge soll nun zugunsten des alten Anrechungsverfahrens mit persönlichem Grenzsteuersatz wieder eingeführt werden. Steinbrück sagte damals, lieber 25 Prozent von X als 40 von nix. Da lag er nach Erinnerung Kassandras falsch, gab es doch auch damals bereits die Quellensteuer, die dem Staat seinen Mindestanteil gesichert hat.
Als Grund für die Kehrtwende vermutet das Magazin nun die mittlerweile perfektionierte Steuerüberwachung, so dass der Nutzen des derzeitigen Verfahrens nicht mehr virulent sei.
Gleichwohl: Das Anrechnungsverfahren ist das bessere System.
However, viel wichtiger als die Frage der Steuerregeln ist natürlich ohnehin eine andere in dem Beitrag diskutierte: die des Niedrigzinses. Die Freiheit der Währung von staatlicher Manipulation ist schließlich zentrales Element einer jeden sozialen Marktwirtschaft, gar zentrales Element einer jeden freiheitlich demokratischen Grundordnung. Besonders schlimm wird es, wenn jedoch Steuerunverläßlichkeit und Währungsmanipulation zusammen auftreten. Aber es kann selbst dann noch schlimmer kommen. Insofern das pessimistische Fazit des Beitrags:
„Wer heute mit 65 Jahren 500.000 Euro auf dem Konto hat, erzielt damit nur schwer ein Zusatzeinkommen von 1.000 Euro im Monat, um seine Rente aufzubessern. Selbstständige sind noch schlechter dran. Das Ideal der Politiker scheint bald erreicht zu sein: auf Zinsen, die gegen null tendieren, das Maximum an Steuern herausholen. Fehlt nur noch, dass auch die Inflation steigt. Erst dann liefern die Sparer dem Staat ein Höchstmaß an Profit.“
Diepresse.com (24. Juni): „Niedrigzinsen als Problem für Fonds.“
Wichtigste Information aus dem Artikel: Bis 2019 werden die Pensionsfonds des Westens laut OECD um rund 25 Prozent zulegen – von 28,4 Billionen Dollar 2014 auf 35,8 Billionen Dollar.
Nicht, dass der Beitrag, der auf einem OECD-Bericht beruht, Fehler enthalten würde. Und nicht, dass uns auf dem Parkett dieser Bericht viel neues sagen würde. Bezüglich der Weisheit und Expertise der OECD und der Bedeutung ihrer Berichte bleibt Kassandra ohnehin bei ihrer Meinung.