Jeden Freitag bringt Leiter-bAV.de eine kommentierte Presseschau zur bAV. Heute: Neutronenbombe Niedrigzins.
Südkurier (4. März): „Milliarden für Pensionen.“
Das Thema findet zunehmend Eingang in die allgemeine Presse: Erneut ein Beitrag, der sich mit dem Druck des Niedrigzinses auf die Bilanzen auseinandersetzt, keine Scheu vor großen Zahlen hat und auch wieder das Thema „Insolvenz durch zu hohe Pensionslasten“ zumindest andeutet. Eben solche Insolvenzen – und das, obwohl sich an der Höhe der Rentenzahlungen nicht das geringste geändert hat respektive diese durch die niedrige Inflation eher niedriger ausfallen – sind nur ein Punkt von vielen, bei dem sich die wahrhaftig verheerende Wirkung des nur scheinbar rein geldpolitischen Niedrigzinses auf die Realwirtschaft zeigt; eine Problematik, die sich weiter verschärfen wird und im Bewusstsein der Politik offenbar noch gar nicht so recht angekommen ist.
Finanzen.at (27. Februar): „Heidelberger Druck-Aktie schießt 10 Prozent hoch.“
Was soll man davon halten: Rasant steigender Aktienkurs infolge Umstellung Richtung DC! Ist das ein gutes Zeichen für die bAV? Wohl eher auch Ausfluss der Seuche Niedrigzins, weil das Zinsniveau den Druck auf die Bilanzen ständig weiter steigen lässt – ins Untragbare.
portfolio-international.de (4. März): „Schrottpapiere für die Altersvorsorge?“
Dass Staatsanleihen – selbst griechische – unter Solvency nicht mit Eigenkapital unterlegt werden müssen, kann einen politischen Hintergrund hinter dem Regelwerk vermuten lassen, nämlich institutionelle Anleger in Staatsanleihen zu drängen. Hier nun der nächste Coup des Regulators, Autor Detlef Pohl spricht gar von einem „Aprilscherz“. Es geht um die Entscheidung der EIOPA, die Unterlegungsvorschriften für Asset Backed Securities zu mildern (sinnigerweise passend zum ABS-Kauf durch die EZB).
In der Tat kann man fragen, ob Solvency II – ursprünglich entwickelt, um risikoorientiert die Realität besser abzubilden und mittlerweile durch die Einfügung von Stellschrauben aller Art nur noch eine Karikatur seiner selbst – nun zunehmend zu politischen Zwecken missbraucht wird.
Und warum mussten viele dieser Stellschrauben überhaupt eingezogen werden? Richtig. Weil der Niedrigzins Solvency II für die europäische Assekuranz sonst zur Neutronenbombe hätte werden lassen, unkt Kassandra.
RP-Online.de (4. März): „Staatsbedienstete bangen um Zusatzrente.“
Die bAV treibt nicht nur Piloten, sondern auch Lehrer auf die Straße. Die Arbeitgeber wollen Kürzungen durchsetzen. Zwei Effekte veranlassen sie dazu: Erstens die gestiegene Lebenserwartung und zweitens – Surprise, Surprise – eine Seuche namens Niedrigzins.
HB (2. März): „Auch die Sozialkassen leiden.“
Warum soll es den Sozialkassen auch besser gehen als IAS-19-Bilanzierern, HGB-Mittelständlern, Pensionseinrichtungen und Lebensversicherungen? Niemand, der Verpflichtungen und Assets gleichermaßen hat, kann den Folgen der Seuche entrinnen.
Tagblatt.ch (4. März): „Großbritannien verkauft seinen Eurostar-Anteil.“
Volumen 585 Millionen Pfund. Infrastruktur par excellence. Und wer kaufts? Richtig, unter anderem ein kanadischer Pensionsfonds, genaugenommen die Caisse de Depot du Placement du Quebec (CDPQ). Das ist nicht untypisch, haben doch Alternatives wie Infrastruktur im institutionellen kanadischen Pensionswesen seit jeher einen ganz anderen Stellenwert als beispielsweise hierzulande – in Zeiten der Seuche umso mehr.
FAZ (5. März): „Pro & Contra – Lohnt sich die Lebensversicherung noch?“
Die FAZ wägt zur LV ab. Warum diese Diskussion überhaupt geführt werden muss, das braucht wohl hier nicht mehr erwähnt zu werden.
Es sei, liebe Leserinnen und Leser, angemerkt, dass sich diese Presseschau quasi endlos fortsetzen ließe. Die Wirtschafts- und Finanzteile fast aller etablierten Medien bestehen in diesen Tagen zum allergrößten Teil nur noch aus Meldungen und Berichten, die in irgendeiner Form durch den Niedrigzins induziert sind – Wende wie Ende unabsehbar…