Jeden Freitag bringt Leiter-bAV.de eine kommentierte Presseschau zur bAV. Heute: Im Westen nichts Neues – Frankreich und (k)ein Ende?
WiWo (18. August): „Europäische Union – Deutschland soll Zahlmeister für EU-Arbeitslose werden.“
Nach Staatsschuldenpooling (über ESM) und Bankschuldenpooling nun die (wieder aufgewärmte) Idee, die Arbeitslosenversicherung zu poolen. Im Westen nichts Neues also. Der übliche Depp steht schon in der Überschrift.
Interessant noch für unser Parkett: Der Beitrag steigt mit einem Bericht über die Pläne des Franzosen Pierre Moscovici ein, seine – mäßig erfolgreiche – Karriere als EU-Kommissar fortzusetzen. Folge wäre – wie in einer früheren Presseschau schon und hier erneut kommentiert – vor allem, dass damit definitiv kein Franzose als Nachfolger Michel Barniers Binnenmarktkommissar werden könnte. Insider auf dem Parkett wissen, dass bis heute Frankreich massiv und kontinuierlich hinter den Kulissen daran arbeitet, den regulatorischen Rahmen für unternehmenseigene Einrichtungen der bAV an denjenigen für die Assekuranz anzunähern – vornehmlich aus nationalem Interesse bezüglich der eigenen Versicherungslandschaft heraus. Ob Frankreich diese Bemühungen fortsetzen oder einstellen würde, wenn beispielsweise ein Brite oder ein Holländer Binnenmarktkommissar würde (Deutschland bleibt sicher bei Energie), lässt sich nicht sagen, ebensowenig, welche Rolle eine mögliche Kontinuität der nachgeordneten Verwaltung (einschließlich der EIOPA), die seit Jahren im Sinne Barniers zu arbeiten und taktieren gewohnt ist, spielen würde. Doch hier tippt der LbAV-Chronist – im Falle eines holländischen oder britischen Binnenmarktkommissars – weiter auf eine 180-Grad-Wende.
OFF TOPIC – TO WHOM IT MAY CONCERN
FAZ (15. August): „Die Phantomdebatte von der Deflation.“
Die FAZ stemmt sich mit einem Kommentar gegen den Mainstream. Kernzitat: „Bislang ist das Deflationsgerede in Europa eine Phantomdebatte. Sie wird von einigen Regierungen – etwa Paris und Rom – benutzt, um vom eigenen Versagen abzulenken und noch mehr billiges Geld von der EZB zu verlangen. Auch die Finanzwelt lechzt danach.“
Dem ist wenig hinzuzufügen. Ergänzen könnte man wohl noch, dass erstens die Regulierung à la Basel III die Geschäftsbanken daran hindert, das Zentralbankgeld wie gewohnt zu M3 aufzupumpen und dies einer der Gründe dafür ist (neben Globalisierung und Markteffizienz durch das Internet), dass die Geldmengenausweitung der Notenbanken die Verbraucherpreise nicht ansteigen lässt. Und zweitens haben wir außerhalb der Statistik sehr wohl Inflation, das wissen wir in unser Branche nur zu gut: Die Asset-Inflation grassiert schließlich seit Jahren – auf den Bondmärkten, den Aktienmärkten, den Immobilienmärkten…
Inflation hin, Deflation her, angesichts der anhaltenden Notenbankpolitik mit stark ausufernden Geldmengen und schwach ausgeprägten Reformen dürfte am Ende ohnehin ein alte Bekannte aus den 70er Jahren auftauchen und das Zepter übernehmen: die Stagflation.