Jeden Freitag bringt Leiter-bAV.de eine kommentierte Presseschau zur bAV. Heute: The King is gone, but he's not forgotten.
FAZ (27. März): „Anleihekäufe – Wie die Geldpolitik der EZB Anlegern nutzt.“
Folgen der fatalen Geldpolitik der EZB zum ersten: Hier eine interessante Überlegung in der FAZ, wie Anleger via ETFs von dem neuen Coup der EZB, nun auch Corporates aufzukaufen (und damit nebenbei für EbAV eine weitere Asset-Klasse zu zerstören), profitierten könnten. Ohnehin ist es ja zumeist eine schlechte Anlagestrategie, sich mit Investments gegen den Mann mit den tiefsten Taschen von allen – in diesen Jahren Mario Draghi – zu stellen (eine Erfahrung, die die schweizerische Notenbank mit ihrer unklugen Politik bereits gemacht hat und offenbar wenig lernfähig ab und an immer noch weiter macht).
Angesichts der geringen Renditen, die im Markt für Corporates bereits vorherrschen, sollte aber wohl niemand zu hohe Erwartungen an ein solches Investment haben.
Viel wichtiger für unser Parkett sind ohnehin andere Fragen: Wird die enthemmte Politik der EZB den Zins für das enge Universum der AA-Corporates weiter drücken, sei es mittelbar oder unmittelbar? Nimmt der Druck auf die IFRS-Bilanzen notierter Player mit DBO damit weiter zu? Wird das IFRS IC hier vielleicht – endlich – die Regeln anpassen? Wird der IAS-19-Zins vielleicht dauerhaft und signifikant unter den Garantiezins für Versicherer sinken? Wird es damit für gut geratete Industrieunternehmen damit zunehmend interessanter, ihr DBL über Fremdkapitalaufnahme off-balance zu bringen? Und vielleicht über Versicherer-Pensionsfonds komplett auszulagern? Und wird man unter diesen noch welche finden, die dieses Geschäft wollen?
WiWo (11. MÄRZ): „Draghis Nullzins-Politik ist desaströs.“
Folgen der fatalen Geldpolitik der EZB zum zweiten: Kassandra unkt seit Jahr und Tag gegen die Geldpolitik des Mario Draghi, gegen seine vorgeschobenen Motive, gegen seine wahren Absichten (nämlich dass in den Krisenstaaten alles so weiter gehen kann wie bisher), gegen seine No-Exit-Strategie, gegen die so gesetzten Anreize zu real- und finanzwirtschaftlichen Fehlallokationen und gegen die Gefahren, die er langfristig damit sogar für freiheitliche demokratische Grundordnung der europäischen Völker heraufbeschwört.
Jedenfalls hat Kassandra diese Meinung nicht allein, bei weitem nicht. Hier ein Kommentar in der Wirtschaftswoche, der ins gleiche Horn bläst und an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lässt.
Die Welt (29. März): „So schlimm steht es wirklich um die deutsche Rente.“
Erneut ein Medienbeitrag über die große, schlagzeilenträchtige Katastrophen-Studie der CitiBank, die schon in der Presseschau vor Ostern aufgegriffen worden war.
Die Welt (WamS) scheint sich die Aussagen der Studie, ihre großen Zahlen und ihre agonistischen Schlussfolgerungen im Wesentlichen zu eigen zu machen, sieht eine globale Rentenkatastrophe ante portas und möchte offenbar sogar zu (zentralistisch-kollektivistischen) Lösungen anregen. Auch das lückenhafte Funding von Betriebsrenten ist hier Thema. Ob die beiden Autoren aber wirklich alles Grundlegende zu Genese, Prinzipien und Funktionsweises von umlage- und kapitalgedeckten Rentensystemen verstanden haben, sollte jeder Leser für sich entscheiden.
Die Welt (27. März): „Die böse Überraschung bei der betrieblichen Vorsorge.“
Die Problematik der Krankenversicherungsbeiträge findet sich dieser Tage wieder verstärkt in der Tagespresse. Hier widmet sich die Welt der Angelegenheit ausführlich.
Der Tagesspiegel (5. Januar): „Immobilieninvestor in Berlin – Der Potsdamer Platz ist verkauft.“
Folgen der fatalen Geldpolitik der EZB zum dritten: Die Kanadier haben wieder zugeschlagen. So etwas liest man häufiger, wenn in Europa große Real-Estate- oder Infrastruktur-Deals über die Bühne gehen.
Schätzen wir den Kaufpreis mal auf 1,5 Milliarden Euro, ergäbe sich mit 3,5 Prozent Grunderwerbssteuer nebenbei ein hübsches Sümmchen für die Pleitestadt Berlin. Gleichwohl – bei einer Gesamtverschuldung des Landes Berlin irgendwo zwischen 75 und 80 Milliarden Euro (allein explizit, von der impliziten Verschuldung ganz zu schweigen) sind runde 50 Millionen zusätzliches Steuermehraufkommen durch einen solchen Deal im Haushalt nichtmal ein laues Lüftchen.
FAZ (30. März): „Regierungskrise in Brasilien – Ertrinkende können einander nicht retten.“
Dilma Rousseff und besonders Lula da Silva galten vielen linken „Intellektuellen“ in Europa lange als leuchtendes Vorbild. Doch nun, wo sie im Korruptionssumpf versinken, zeigt sich, dass sie mit den venezolanischen Pleite-Linkspopulisten vielleicht mehr gemeinsam haben als so manchem lieb sein kann. Zu denken geben muss jedenfalls, wie hartnäckig die brasilianischen Linken sich an die Macht klammern, die ihnen zu entrinnen droht. Und Frau Rousseff entblödet sich laut FAZ nicht, ihre Gegner, die die Korruption anprangern, als „Putschisten“ zu bezeichnen. Das ist das Vokabular, mit dem man – sei es bewusst oder unbewusst – Bürgerkriege vorbereitet. Hier verlinkt ein kenntnisreicher Korrespondentenbericht in der Frankfurter Allgemeinen.
In jedem Fall gilt: Alle institutionellen EM-Investoren tun gut daran, die Entwicklung aufmerksam im Auge zu behalten.
Rheinische Post (30. März): „Deutsches Sozialsystem – Arbeitgeber wollen Gesetzreform für EU-Ausländer.“
BDA-Chef Ingo Kramer warnt vor Einwanderung in die Sozialsysteme. Das ist ebenso redlich wie nötig wie ohne weiteres nachvollziehbar. Nur leider völlig zwecklos. Auch wenn die BDA sich hier auf EU-Bürger bezieht: Allein das jüngste Abkommen mit der Türkei über die Visumsfreiheit macht es für Millionen von Menschen, die in der Türkei ohne jede ökonomische, materielle oder berufliche-soziale Perspektive sind, rational, per Oneway-Billigflieger nach Deutschland zu reisen (die Gefahr der Abschiebung ist vernachlässigbar), um in eben dies Sozialsystem einzuwandern. Gleiches gilt für diejenigen, die in der Türkei unter politischer Repression leiden (namentlich Kurden und Oppositionelle).
Es ist eben auch – vornehm ausgedrückt – ein schwieriger Spagat, einerseits ständig für mehr Einwanderung zu trommeln (wegen des vorgeblichen Fachkräftemangels), andererseits aber Sorgen wegen einer Einwanderung in die Sozialsysteme (die auf die Arbeitgeber durchschlagen werden) glaubhaft zu vertreten. Im angelsächsischen Raum nennt man sowas halbschwanger.
OFF TOPIC – TO WHOM IT MAY CONCERN
Tichys Einblick (26. März): „Schwere Vorwürfe – Jordanien: Die Türkei soll den IS-Terror in Nahost wie in Europa unterstützen.“
Die Türkei und ihre unkluge, nein, ihre stümperhafte Geostrategie, mit der sich sich in die (Verzeihung) Grütze von Terror, Sezessions- und Bürgerkrieg reitet, war schon des öfteren Thema in der Presseschau. Hier ein Beitrag auf dem Blog von Ex-WiWo-Chef Roland Tichy, der die Doppelzüngigkeit der Erdogan-Administration schonungslos aufspießt und darlegt, wie Erdogan selbst im arabischen Lager Kritik erfährt.
FAZ (24. März): „Johan Cruyff ist tot.“
Oft ist auf unserem Parkett die Rede vom holländischen Pensionswesen, zumeist positiv. Hier eine andere, traurige Meldung. Für Kassandra war er wahrhaftig der größte Niederländer aller Zeiten. The King is gone, but he's not forgotten.