Die Reform der Pensionswesens ist in vollem Gange und wird deren Feld deutlich verbreitern. Ein jüngst erschienenes Fachbuch widmet sich nun ausgewählten Fragestellungen der bAV. Es ist das dritte seiner Reihe.
„bAV 2017 – Nachhaltigkeit und Assetmanagement in betrieblichen Pensionseinrichtungen“. So lautet der Titel des knapp 200 Seiten starken Buches, erschienen im F.A.Z.-Fachverlag FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH und herausgegeben von Guido Birkner, Redakteur in eben diesem Verlag, und Pascal Bazzazi, Chefredakteur und Herausgeber von LEITERbAV.
„Nichts wird einfacher in der bAV“, heißt es in dem Vorwort zu dem Buch. Vielleicht ist das immer so und dem Gegenstand der betrieblichen Altersversorgung schlicht inhärent. Doch gilt das in den Jahren der (Post-)Finanzkrise sichtlich verstärkt. Zum Redaktionsschluss des Buches trifft politischer Gestaltungswille der Bundesregierung auf regulatorischen Ehrgeiz der Europäischen Union, paart sich unkalkulierbare Rechtsprechung mit anhaltendem demografischem Druck.
Doch all sei all das nicht genug, schwebt über allem weiter der politische gewollte und induzierte Niedrigzins. Mit seiner Wirkung auf Aktiv- und Passivseite in den Bilanzen setzt er ausgerechnet diejenigen unter Druck, die ihren Mitarbeitern eine bAV anbieten wollen und damit in Zeiten ständig prekärer werdender gesetzlicher Sozialsysteme eine Aufgabe übernehmen, die relevante Wirkung hat für die soziale Balance in Deutschland. Immerhin: Die intensive Arbeit an ihrem Sozialpartnermodell lässt die Hoffnung aufkommen, dass die politisch Verantwortlichen in der gegenwärtigen Bundesregierung dies erkannt haben.
Doch so redlich die Absichten der Beamten im Berliner Arbeits- und Sozialministerium sind, um in der bAV (zur Abwechslung) mal etwas einfacher statt komplexer zu machen (angesichts der Verästelungen der bAV in Arbeits-, Sozial-, Steuer- und Europarecht eine echte Herkulesaufgabe), so wenig hat die Bundesregierung irgendeinen unilateralen Einfluss auf das in der Eurozone, in den USA und in Japan und damit praktisch in der ganzen Welt vorherrschende Zinsniveau. Und dieses Zinsniveau wird uns aller Voraussicht nach noch sehr lange begleiten.
Nach gut acht Jahren Geldschwemme der Notenbanken gilt damit auch an den Kapitalmärkten, dass nichts einfacher wird. Die Assetinflation grassiert, denn das ständig neu gedruckte Geld drückt sich mittelbar oder unmittelbar in alle Anlageklassen. Dort tummeln sich zwangsläufig immer mehr institutionelle Anleger, die dort nicht nur ihresgleichen begegnen, sondern zuweilen auch einer Sorte von Käufern, die einerseits für die Situation eine wesentliche Verantwortung tragen und andererseits sehr tiefe Taschen haben: den Notenbanken selbst.
Unternehmen bauen Planvermögen nicht zuletzt deshalb auf, um über eine Ausfinanzierung zu mehr Sicherheit, Kalkulierbarkeit und damit Nachhaltigkeit in ihren Versorgungswerken zu gelangen. Doch die Zeiten, in denen der Weg hierzu mit einem Assetmanagement der Marke NullAchtFünfzehn zu bewältigen war, die sind lange vorbei. Und die Gesamtheit dieser Gemengelage ist komplex genug, um ihr ein eigenes Buch zu widmen, nämlich das vorliegende.
„Nachhaltigkeit und Assetmanagement für betriebliche Pensionseinrichtungen. Ein Fachbuch für Entscheider“ ist das Buch übertitelt, das sich in 15 Beiträgen mit der Kapitalanlage von Planvermögen operativ und strategisch beschäftigt und die Frage, wie Versorgungswerke zukunftsfest gemacht werden können, unter verschiedenen Gesichtspunkten und aus mehreren Blickwinkeln beleuchtet.
Des weiteren sagt der Titel, dass sich das Buch nicht nur, aber doch zuvorderst an diejenigen wendet, die mit der Frage des Assetmanagements und der Nachhaltigkeit eines Versorgungswerkes am Ende verantwortlich zu tun haben – den Entscheidern. Und mit Entscheidern meinen Autoren und Herausgeber zielgenau die Leser des Buches. Zumindest nehmen sie an, dass diese Entscheider sind. Denn wer liest schon freiwillig ein ganzes Buch derartig komplexer Thematik zur bAV, wenn er es nicht muss? Niemand, es sei denn er gehört zu denen, die in schwerer werdenden Zeiten anspruchsvolle Entscheidungen in der bAV zu treffen haben.
Das Inhaltsverzeichnis
Kapitel I: bAV und Nachhaltigkeit
Wie die betriebliche Altersversorgung aktuell im Mittelstand dasteht.
Von Guido Birkner und Michael Reinelt.
Risikomanagement: die bAV langfristig kalkulierbar machen.
Von Alexander Klein und Peter Kaste.
Warum eine bAV-Reform den Staat nichts kosten muss.
Von Michael Hennig und Thomas Dommermuth.
Lebensziel Altersvorsorge.
Von Guido Birkner und Michael Kurtenbach.
Niedrigzins, Langlebigkeit und andere Finanzierungsrisiken.
Von Mark Walddörfer und Michael Hoppstädter.
Dauerbaustelle Alterssicherung – die sieben größten Irrtümer.
Von Thomas Jasper und Mareike Markmann.
Kapitel II: bAV und Assetmanagement
Assetmanagement für betriebliche Pensionseinrichtungen.
Von Hans-Ulrich Templin und Christian Thier.
Zwischen Eigenmittelanforderungen, Stresstestvorgaben und
Performance-Zielen.
Interview von Pascal Bazzazi mit Andreas Hilka.
Die Umsetzung von Solvency II in Deutschland.
Von Alexander Behrens und Nicolas Rößler.
Effizienzsteigerung der Fixed-Income-Allokation für
Pensionseinrichtungen.
Von Olaf John.
Wie finden Sie den Fiduciary-Manager, der zu Ihnen passt?
Von Torsten Köpke.
Kapitel III: Assetklassen
Keine Zinsen sind auch keine Lösung.
Von Daniel Lucke und Daniel Theilen.
Private Equity: Die Mühen machen sich bezahlt.
Von Detlef Mackewicz.
Mit RAIF schneller und gut reguliert in Alternatives investieren.
Von Stefan Rockel.
Erfahrung mit dem Schweizer 3-Säulen-System.
Von Jörg Odermatt und Marcel Schnyder.
„bAV 2017“ ist das dritte Buch seiner Reihe. Der Titel des Buches aus dem Vorjahr lautet:
„bAV 2016 – Risiken und Lösungen für Mittelstand und Familienunternehmen.“
Der Tiltel des ersten Buches der Reihe lautet:
„bAV 2015 – Im Spannungsfeld zwischen Regulierung, Kapitalmärkten und Demographie“.