Das Forum für das institutionelle deutsche Pensionswesen

ETF-Studie:

Auch passiv Einsatz zeigen!

Der Begriff Stewardship meint, dass Aktionäre ein langfristiges strategisches Interesse haben, die Unternehmen, in die sie investiert sind, durch aktives Engagement zu führen, beispielsweise durch Abstimmungen in Hauptversammlungen. Nicht zuletzt für EbAV scheint das Thema an Bedeutung zu gewinnen.

 

Einer von der DWS geförderten Umfrage unter Pensionskassen zufolge ist Stewardship mittlerweile ein zentraler Wettbewerbsfaktor für passive Vermögensverwalter.

 

Laut dem aktuellen Forschungsbericht Passive Investing 2019 – The rise of stewardship halten 84% der Pensionskassen Stewardship-Praktiken für entscheidend, um die Qualität von Beta zu verbessern und gleichzeitig positive Auswirkungen für Umwelt, Soziales und die Unternehmensführung zu erzeugen.

 

Weitere Kernergebnisse der Studie sind u.a.:

 

  • Die meisten Pensionskassen sehen Stewardship als einen wichtigen Wettbewerbsfaktor bei der Auswahl passiver Vermögensverwalter.
  • 60% der befragten Pensionskassen halten Stewardship für „sehr wichtig“, während 80% erwarten, dass die Stewardship-Anforderungen an ihre passiven Vermögensverwalter künftig steigen.
  • Die Akzeptanz von ETFs durch Pensionsfonds nimmt weiter zu, da passive Anlagen zunehmend zum Mainstream werden.
  • 26% der Befragten gaben ETFs als ihr bevorzugtes passives Anlageinstrument bezeichnen, gegenüber 23% im Vorjahr.

 

Für viele weitgehend wichtig

 

Von den 127 Pensionsfonds, die von dem Institut Create-Research im Auftrag der DWS (mit Xtrackers selbst ein bedeutender Anbieter passiver Lösungen) weltweit befragt wurden, gaben 56% an, dass sie die Fähigkeit und Erfolgsbilanz eines Managers bei der Erfüllung der Stewardship-Ziele „weitgehend“ berücksichtigen, 27% tun dies in einem „mittleren Ausmaß“. Lediglich 10% ziehen Stewardship in nur „kleinem Umfang“ in Betracht, ganze 7% überhaupt nicht.

 

Immer weniger abstimmen mit den Füßen?

 

Ohnehin scheint sich im Rahmen des Themenkomplexes ESG zunehmend die Erkenntnis zu manifestieren, dass ein einbahnstraßiges Arbeiten mit Ausschlusskriterien und folglich die schlichte Abkehr der Investoren von bestimmten Unternehmen zwar den eigenen Kriterien genügt, im originären Sinne des ESG aber keinerlei Fortschritte bringt – und so der potentielle Einfluss des Investors ungenutzt bleibt.

 

Viele Asset Manager setzen mittlerweile ihre ESG-Schwerpunkte anders: dabeibleiben und Einfluss nehmen (bzw. gehen und trotzdem Einfluss nehmen) oder Impact Investing betreiben. Nur zwei Beispiele:

 

So erhöht der britische Asset Manager Legal & General Investment Management (LGIM) aktiv den Druck auf Unternehmen, den Klimawandel anzugehen. Das LGIM-Programm Engagement mit Konsequenzen zeige bei vielen Unternehmen und Sektoren positive Ergebnisse, während „Nachzügler“ festgestellt und von der eigenen Future World Fund Range ausgeschlossen werden.

 

Volker Kurr, LGIM.

Ende Juni hat der britische Asset Manager – immerhin einer der größten der Welt – im Rahmen seines Climate Impact Plegde zum zweiten Mal sein jährliches Ranking zu „Anführern und Nachzüglern” (‚Leaders and Laggards‘) der Unternehmen bezüglich des Klimawandels veröffentlicht. Mit dem 2016 eingeführten Format hatte sich LGIM selbst dazu verpflichtet, mit den größten Unternehmen aus sechs Sektoren zusammenzuarbeiten, die maßgeblich dazu beitragen können, die globalen Klimaschutzziele zu erreichen: Öl und Gas, Bergbau, Versorger, Automobile, Lebensmitteleinzelhandel und Finanzen. Die Evaluation berücksichtigt eine Vielzahl von Indikatoren: von Governance-Strukturen über Geschäftsstrategien hin zu den Zielen und Lobbying-Aktivitäten.

 

Die diesjährigen Ergebnisse zeigten LGIM zufolge in allen sechs Sektoren eine Verbesserung der Durchschnittswerte. Die Studie stellt jedoch auch eine signifikante Diskrepanz zwischen Anführern und Nachzüglern heraus, die in den gleichen Sektoren tätig sind.

 

Wer Anführer und wer Nachzügler ist

 

LGIM nennt Namen. 2019 werden folgende Unternehmen wegen unzureichender Ergebnisse aus der Future World Fund Range ausgeschlossen: ExxonMobil Corporation, Hormel Foods, Korean Electric Power Corporation, Kroger und Metlife. Hinzu kommen China Construction Bank, Rosneft Oil, Japan Post Holdings, Subaru, Loblaw und Sysco Corporation.

 

Zwar zeigen diese Unternehmen weiter Engagement, haben aber noch nicht die erforderlichen Maßnahmen ergriffen, um eine Wiederaufnahme zu gewährleisten“, schreibt LGIM.

 

Als Anführer in ihren Sektoren identifizierten die Briten folgende Player (von denen manche man als Außenstehender hier nicht unbedingt auf dem Schirm gehabt hätte): Equinor, Royal Dutch Shell, Rio Tinto, BHP Billiton, Xcel Energy, Daimler, Danone, General Mills, Westpac, Citigroup, Commonwealth Bank of Australia und BNP Paribas.

 

Das Vorgehen der LGIM erfolgt dabei gerade nicht im Sinne der Einbahnstraße, mit denen zuweilen Ausschlusskriterien angewandt werden. Auch im Juni 2018 schloss LGIM acht Unternehmen aus ihren Investments aus, da man sie für untätig bei der Bekämpfung des Klimarisikos hielt. Doch seitdem sei die Zusammenarbeit mit allen acht Unternehmen erfolgreich gewesen, und so konnten Occidental Petroleum und Dominion Energy wieder in das Investmentuniversum aufgenommen werden.

 

Impact Investing: die Herausforderung, die Definition, das Erreichen

 

Stefan Bauer, Franklin Templeton.

Anders Beispiel Impact Investing:

 

Das Franklin Real Assets-Team von Franklin Templeton schlägt eine dreistufige Methode für die Messung und Steuerung der Auswirkungen von Investitionen in soziale Infrastruktur vor: die Identifikation der Herausforderungen, die Definition des potenziellen Lösungsbeitrags und schließlich das Erreichen eines positiven Beitrags, den man während der gesamten Lebensdauer jeder Anlageposition messen und steuern will.

 

Im Fall der sozialen Infrastruktur gruppiert Franklin Templeton diese Herausforderungen in die zwei Kategorien Gesellschaft und Umwelt.

 

 

Zur Definition, wie die Investoren etwas bewirken können, nutzt man dann fünf Ansätze:

  • Ausgerichteter langfristiger Kapitaleinsatz
  • Funktionale Erweiterungen
  • Ökologische Aufrüstung
  • Zielgerichtete Objektentwicklung
  • Partnerschaften mit Stakeholdern

 

Es liegt auf der Hand, dass nicht alle Möglichkeiten der Einflussnahme auch wirtschaftlich tragbar sind. Vor diesem Hintergrund haben wir ein internes System zur Impact-Bewertung erstellt, das den aktuellen und prognostizierten Stand der gesellschaftlichen und ökologischen Leistung jeder Anlage misst. Dieses proprietäre Bewertungssystem gründet auf Branchenkennzahlen wie den IRIS-Impact-Standards. Fortschritte lassen sich durch die Verfolgung von Leistungskennzahlen im Laufe der Zeit quantifizieren,“ schreibt das Franklin Real Assets-Team.

 

Die ETF-Studie der Create-Research im Auftrag der DWS findet sich zum Download hier.

 

Mehr Informationen zu dem Vorgehen der LGIM finden sich hier.

 

Mehr Informationen zum Impact Investing der Franklin Templeton findet sich hier.

 

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

© Pascal Bazzazi – LEITERbAV – Die auf LEITERbAV veröffentlichten Inhalte und Werke unterliegen dem deutschen Urheberrecht. Keine Nutzung, Veränderung, Vervielfältigung oder Veröffentlichung (auch auszugsweise, auch in Pressespiegeln) außerhalb der Grenzen des Urheberrechts für eigene oder fremde Zwecke ohne vorherige schriftliche Genehmigung. Die Inhalte einschließlich der über Links gelieferten Inhalte stellen keinerlei Beratung dar, insbesondere keine Rechtsberatung, keine Steuerberatung und keine Anlageberatung. Alle Meinungsäußerungen geben ausschließlich die Meinung des verfassenden Redakteurs, freien Mitarbeiters oder externen Autors wieder.